Centers, 1971
PAL, Ton, schwarzweiss
In Centers wurde die Handlung speziell für ein Video entworfen. Die Mittel sind auf einen Schauspieler und eine einzige Geste der Kamera gegenüber beschränkt. Vito Acconci streckt Arm und Zeigefinger zur Kamera bzw. zum Videobildschirm. Er verharrt in dieser Stellung durch eine große Konzentration, die sich in seinem Blick, in der Spannung seines Armes und in seiner Atmung widerspiegelt. Die Aufnahme findet in Echtzeit ohne Unterbrechung statt, was den Künstler dazu veranlaßt, seine Position zu korrigieren, als Müdigkeit und Schmerz Oberhand gewinnen. Vito Acconci definiert somit den Bildschirm als eine Begrenzung im Raum des Videos an sich, das zum einen den gefilmten Raum und das gefilmte Objekt, und zum andern den Empfängerraum und den Zuschauer voraussetzt. Letzterer hat das Gefühl, man zeigt mit dem Finger auf ihn. Der angespannte Zeigefinger läßt durch Umkehr und Symmetrie auf denjenigen schließen, der als der Bezeichnete auf andere zeigt. Das Video ist im Verhältnis zur Handlung und im Hinblick auf den Zweck, denn es haben kann, recht lang. Durch die Dauer des Videos entsteht für den Zuschauer ein Raum der Überlegung und für den Darsteller eine physikalische Leistung.
Vito Acconci zieht in seinen Videowerken und seinen Super 8-Filmen die Handlung und die narzistische Dimension der Reflexion über ein Medium vor. Centers charakterisiert das Medium des Videofilms durch seine Gliederung, die Handlung, die es zeigt und den Sprachcode : der Zeigefinger. Der These von Rosalind Krauss1 zufolge nähert sich Vito Acconci durch die Benutzung und Darstellung dieses Codes seinen Zeitgenossen an. Die Verwendung dieses Codes zieht sich durch alle plastischen Praktiken der amerikanischen Kunst der siebziger Jahre und ist charakteristisch für sie.
Thérèse Beyler
1 Rosalind Krauss, "Notes on the Index : Seventies Art in America", October, Cambridge, The MIT Press, N. 3, Frühling 1977, S. 68-81.