My Word, 1973 - 1974

PAL, stumm, Farbe und schwarzweiss


My Word ist der letzte und wichtigste der dreißig Super 8-Filme von Vito Acconci. Während die meisten dieser Filme recht kurz sind und mit einer feststehenden Kamera und einer einzigen Einstellung gefilmt wurden, hat dieser Film die Dauer eines Spielfilms und eine sehr komplexe Form. Er wird nicht mehr als Film in seiner elementaren Form benutzt, wie dies bei Vito Acconci bisher der Fall war.

Mit einer vagen Fiktion als Rahmenhandlung, in dessen Bilder geschriebene Texte (die an die Zuschauer und an unsichtbare Frauen gerichtet sind) eingeschoben wurden, die wiederum eine Art künstlerische Biographie bilden, werden mehrere Mittel und mehrere Register filmtechnischer Aussagen und plastischer Sprachen benutzt:

- der minimalistische Raum, wenn die Kamera zuerst jeden Winkel, die Wände, die Decke des leeren Ateliers erfaßt.
- der Künstler als Subjekt, wenn die Kamera anschließend den Körper von Vito Acconci und seine Bewegungen festhält.
- die Nahaufnahmen, die an die Pop Art erinnern, mit Stilleben weiblicher Gegenstände, klassische fetischistische Objekte.
- psychologisierende Bildfolgen, wenn die Kamera Vito Acconci bei seinen Gängen im Atelier und auf dem Dach begleitet.
- lange subjektive Kamerapassagen, wenn das Bild im Zoom durch ein Fenster des Ateliers entweicht oder die Stadtlandschaft und den Himmel erforscht.
- Passagen in Schwarz/Weiß, wo die in den Hintergrund des Films eingebundenen Handlungen auf vorhergehende Handlungen verweisen (Szene des Onanierens, die z.B. Open-Close zitiert).

- Schwarz / Weiß in der Endphase des Films, mit dem theatralischen Abgang Vito Acconcis aus dem Atelier, durch den er das Ende der Super 8-Filmreihe und der Introspektion markiert.

Der Titel My Word gibt dem Film eine doppelte Bedeutung. Der Film kann gleichzeitig als Testament und als Streben nach dem Wort betrachtet werden, das sich direkt an den Zuschauer richtet, und im Video möglich ist.

Kamel Boukhechem