13 ans avant l'an 2000, 1987
Video umpal son couleur 13'
Der französische Künstler Jean-Pierre Bertrand ist vor allem für seine Arbeiten in der bildenden Kunst bekannt. Von 1987 an bis 2000 drehte er Filme, im Rhythmus von einem Film pro Jahr.
„13 ans avant l'an 2000“ (13 Jahre vor dem Jahr 2000) ist die erste (und letzte) Produktion dieser Serie; sie wird in einem vorzugsweise hellen Raum präsentiert, auf zwei oder drei Monitoren, die auf weißen Sockeln in Höhe der Besucher stehen. Die Videos sind miteinander identisch. Jean-Pierre Bertrand strebt nach Einfachheit in der Darstellung und vermeidet eine Multiplizierung von Bildschirmen oder ein Zurückgreifen auf eine zu sichtbare Verkabelung. Er unterscheidet sich darin von Künstlern wie zum Beispiel Nam June Paik, der für seine komplexen und monumentalen Installationen Videos und Monitore benutzte.
„Ich sehe gerne die Gesichter von Menschen auf dem Bildschirm, wie in einem Glasgefäß, mit Köpfen fast in Originalgröße, anwesend, aber gleichzeitig nur ein Bild. Der Bildschirm ist ein Objekt, um das man herumgehen und sich bewegen kann, wie um ein Aquarium.“1
Ein Mann sitzt am Tisch einer Brasserie mit elegantem, fast etwas altmodischem Dekor. Sein Gesicht ist von zwei Kameras in Nahaufnahme gefilmt, die eine Montage aus zwei unterschiedlichen Wahrnehmungsrichtungen ermöglicht. Die Kamera dreht sich ebenfalls um ihn und filmt sowohl die Hände, als auch das Spiegelbild der Brasserie und des Kameramanns.
Der Mann erzählt eine Geschichte, die in Brüssel spielt und in deren Verlauf er seine Gefühle während einer schnellen Motorradfahrt beschreibt. Seine Sprache ist ziemlich banal, die Redeweise schnell, er reiht eine Anekdote an die andere, vor allem über Kurven.
Am Ende der Erzählung erscheinen, untermalt von der Musik von Pascal Comelade und in Überblendung, Aufnahmen des nächtlichen Verkehrs in Städten und ein Spiel mit Widerspiegelungen von Autoscheinwerfern.
Während der Erzählung erscheinen vorn im Bild zeitweise Nahaufnahmen von Zitronen, ein immer wieder auftauchendes, symbolisches Element in den Werken von Jean-Pierre Bertrand. Die ständige Sammlung des Centre Georges Pompidou enthält ein Werk von 1999, „Citron en 54“, das diese Frucht in Szene setzt.
Die Einflüsse der Impressionisten sind in der Komposition der Bildeinstellung spürbar; sie waren unter den ersten Malern, die ihre Motive in Cafés verlegten. Die Atmosphäre der Brasserie mit ihren vergoldeten Spiegeln erinnert an ein Bild von Edouard Manet. Andere Videokünstler greifen in ihrer Arbeit auf die Tradition der Malerei zurück, wie zum Beispiel Bill Viola in „The Greeting“ von 1995, das eine neue Lesart des Werkes von Pontormo ermöglicht.
Mit „13 ans avant l'an 2000“ versucht Jean-Pierre Bertrand ebenfalls die Einfachheit einer direkten Lesart zu erreichen, die sein Werk für jedes Publikum zugänglich macht. Er hatte sogar eine mögliche Fernsehausstrahlung geplant. Diese Idee erwies sich, auch wenn sie nicht realisiert wurde, für Pierrick Sorins Zusammenarbeit während der Sendung „Rapptout“ und der Ausstrahlung seiner Serie Pierrick et Jean-Loup, in der er sich selbst gefilmt hat, als fruchtbar.
Laetitia Rouiller
1 - Jacques Soulilou „Jean-Pierre Bertrand, solutions de continuité“, Art Press, Paris, Nr. 136, S. 18-21, 1989