Electronic Linguistic, 1978

NTSC, stumm, schwarzweiss


Wie der Titel bereits andeutet, stellt Gary Hill in Electronic Linguistics analog zur Linguistik das Medium Video in seinen Grunderscheinungen vor: die Licht- und Klangphänomene, sowie die Energie, die sie offenbaren.

Das Videobild wird durch die Bewegung von Punkten auf dem Bildschirm veranschaulicht. Der Künstler gestaltet zunächst die Pixel, d.h. die kleinsten graphischen Einheiten, als Abbild eines einzigen Lichtpunkt auf schwarzem Grund. Ausgehend vom kleinsten Element auf dem Bildschirm wird das Bild in einem Wechsel von Fluß und Rückfluß wie ein Umsichgreifen dargestellt und unterstreicht somit die elektrische Dimension des Signals, das auf die Kathodenröhre einwirkt. Eine ovale Form, deren Mittel dunkel ist, erweitert den Bezug auf das Licht, indem es an eine Glühbirne erinnert. Die Bewegungen der Pixel werden von Elektroakustische Musik begleitet, in die der schrille Klang des Anlaufens von Videobändern, 1000 Hertz, und der an den Blitz gekoppelte Donner, - ein natürliches elektrisches Phänomen -, geschaltet wird. Mit dieser Beleuchtung der nun sichtbaren Bits, dem Ton und dem Bezug auf die Natur führt der Künstler den Zuschauer in die Materie selbst.

In Electronic Linguistics definiert Gary Hill die Videosprache weder durch die Aufzeichnung, noch durch ein komplexes Zeichensystem, das durch die Aufnahme, Bildeinstellung, Solarisation, Überlagerung, Einblendung, durch die Geräusche, den Schnitt usw. organisiert wird, sondern durch die Manipulation elektrischer Energie. Die Sequenzen und die Bilder von Sums and Differences (1978) verdeutlichen dieses Konzept besonders gut. Sie entstehen durch die Variationen des elektrischen Influx, der durch einen Bildrasteranalysator (Video Raster) geregelt wird. Er legt die Anzahl der Zyklen des Bildes pro Sekunde und die Bildschirmabtastung fest und erzeugt somit eine Sprache (waagrechte Balken, schwarze Zonen usw.). Gary Hill führt einen zweiten Bezug zur Linguistik im eigentlichen Sinne des Wortes ein, nämlich durch die Erzeugung von Bildern, die durch die formalen Eigenschaften der Zeichen der schriftlichen Sprache bestimmt werden, vor allem in Picture Story.

Thérèse Beyler.