Theme Song, 1973

PAL, Ton, schwarzweiss


Man findet in Theme Song eine Problematik wieder, die mehreren Videobändern gemein ist (Undertone, Remote Control, Turn On), nämlich den Wunsch, einen Machtbereich, eine gewisse Spannung zwischen einem (einer) anderen und sich, zwischen dem Zuschauer und sich herzustellen.
Vito Acconci liegt auf dem Teppich, den Kopf auf den Armen. Die Füße zeigen zu einer Couch hin, die den Raum im Hintergrund abschließt. Sein Gesicht ist zum Zuschauer hin gedreht und nimmt die Hälfte des Bildschirms ein. Es scheint den Rahmen sprengen zu wollen, um sich noch stärker anzunähern. Durch diese Inszenierung, vermittelt der Künstler den Eindruck, daß er tatsächlich hinter der Scheibe in den Tiefen des Bildschirms ist, - in einem privaten, jedoch nahezu neutralen Raum (direkte Anspielung auf das Fernsehen als beliebter Gegenstand im Haus.
Vito Acconci zündet sich eine Zigarette an und schaltet ein Tonband ein, das sich außerhalb des Bildfeldes befindet. Er teilt das Tonband mit dem Zuschauer, um ihn die Themen der bekannten Songs des amerikanischen Rocks vorzuspielen, die diesem Fernsehduell seine Struktur und seinen Rhythmus geben werden. Mit den gesungenen Texten von Jim Morrison, Bob Dylan, Van Morisson, Kris Kristofferson, die er wortwörtlich übernimmt, spricht er einen langen Monolog der Verführung. Mit der Beharrlichkeit des Anmachers besetzt er den Raum des Zuschauers und fordert ihn auf, näher zu kommen, zu ihm zu kommen. Zwischen Arglosigkeit und Manipulation beteuert er seine Aufrichtigkeit und erzwingt eine Beziehung. Das verführerische Register seiner summenden Stimme und die langsamen Bewegungen seines Körpers vermitteln den Eindruck, daß er den Zuschauer tatsächlich damit einhüllt. Durch diesen Versuch, einen unsichtbaren Zuschauer zu manipulieren, durch diesen Wunsch, den Bildschirm verschwinden zu lassen und Technik und Entfernung zu vergessen, kann Theme Song mit Remote Control, und wegen der Rolle und dem Platz, der den Zuschauern zugewiesen wurde, mit Turn On und Undertone verglichen werden.
Der Eindruck des Reellen in der Inszenierung, die vorspannartigen Songs, der vertraute Ton des Künstlers... alles läuft darauf hinaus, dieses Video auf eine besonders affektive und ironische Art und Weise zu einer Studie über die Problematik der Fernüberwachung zu machen.

Kamel Boukhechem