Manipulating a Fluorescent Tube, 1968

NTSC, Ton, schwarzweiss


Dieses Video zeigt die Handlungsabläufe einer Performance, die Bruce Nauman bereits einige Jahre zuvor im Jahre 1965 vorgeführt hatte, und in der er eine 8 Fuß lange Neonröhre so hält (und damit spielte), daß er damit mit seinem Körper verschiede Formen bildet. Als Bruce Nauman diese Performance zeigte, bemerkte er, daß einige Stellungen lediglich einfache Veränderungen der Körperhaltung waren, wohingegen andere in ihm sehr starke Empfindungen wachriefen. Als er die Performance für das Video im Jahre 1969 wiederholte, zeichnete er vor allem die Haltungen mit emotionaler Resonanz auf. Zwischen 1965 und 1966 führte er eine ähnliche Aktion durch, doch damals mit einer T-förmigen Eisenstange.

In dem abgeschlossenen und dunklen Raum seines Studios sitzt Bruce Nauman auf dem Boden. Die Beine sind geöffnet wie bei einer Ballettübung und die Neonröhre steht zwischen seinen Beinen, als sei sie sein Geschlechtsteil. Nach einer gewissen Zeit umschließt er die Neonröhre mit seinen Beinen, neigt sich zum Boden indem er gleichzeitig seine Füße festhält, und verharrt einige Minuten in dieser Position. Die Neonröhre wird zu einer Fortsetzung seines Körpers, zu einer Gliedmaße, die er anschließend in seine Hand nimmt, damit seine Füße berührt, oder vor sich in die Höhe hält, auf seinen Körper stellt, zwischen seine Beine schiebt oder im Raum hin und herbewegt. Er probiert auf diese Art und Weise eine Stunde lang zahlreiche Positionen und Formen aus. Jedesmal, wenn er eine neue Stellung gefunden hat, verharrt er darin einige Minuten lang. Objekt und Körper werden gleichwertige formale Elemente, die auf dem Kopf stehen, verstellt oder hochgehoben werden, in Harmonie oder konzertiert. Bruce Naumann gleitet und bewegt sich auf diese Art und Weise zwischen Gegenstand und Idee hin und her. Objekt und Körper werden praktisch zu einer Einheit. Indem er seinen Körper als bildhauerische Materie auffaßt, stellt er sich seiner Arbeit als Rohstoff zur Verfügung: Künstler und Stoff zugleich, derjenige der wahrnimmt und derjenige, der wahrgenommen wird.

Die Kamera ist feststehend und leicht nach unten geneigt, um den Boden zu filmen. Die Neonröhre ist die einzige Lichtquelle. Sie erhellt den Raum, blendet manchmal oder läßt eine Gesichtshälfte im Dunkeln. Selten sieht man seinen gesamten Körper. Durch die Dunkelheit im Zimmer und die zahlreichen Bewegungen des Künstlers, - manchmal mit dem Rücken zur Kamera -, können wir nur Bruchstücke erkennen. Das Geräusch seiner Bewegungen im Raum, externe Elemente, wie z.B. Autos, die man in Abständen hört, sind der Ton zu seinem Video.

Da er besonders darum bemüht ist, auf die Wichtigkeit des Vorgangs und nicht des Ergebnisses hinzuweisen, gewöhnt sich Bruce Naumann an, ausführliche Listen über alle Möglichkeiten und Variationen der Handlungen, die er anschließend vorführen wird, zusammenzustellen. Denn einerseits möchte er durch zwanghafte Handlungen seine innere Unruhe sichtbar machen, andererseits die Situation bis zu einem gewissen Grade kontrollieren..

Cristina Ricupero

1 8 Füße = 2,44 Meter.