Two Cover Studies, 1970

PAL, stumm, Farbe (ursprünglicher Film: Super-8)


Two Cover Studies ist ein Super 8-Film, der aus zwei Teilen besteht. Diese Zweiteilung ist bei den ersten Werken Vito Acconcis relativ häufig anzutreffen. Hier stellt er zwei Handlungen gegenüber, deren Ziel darin besteht, ein weiteres Subjekt mit seinem Körper zu schützen, indem er es versteckt oder umschließt.
In Scene Steal, der ersten Filmfolge, sieht man den Künstler von hinten. Er bewegt und neigt seinen Körper in Abhängigkeit von den Bewegungen der Frau, die man sich nackt vorstellt. Er versucht, sie vor dem Erscheinens ihres nackten Bildes auf dem Bildschirm zu bewahren und nötigt sie, indem er ihr diese Möglichkeit nimmt. Sie versucht, sich von ihm zu befreien. Die Spannung steigt und äußert sich in den Bewegungen und in diesem Verhältnis des Maskulinen gegenüber dem Femininen.
In Container, der zweiten Filmfolge, ist Vito Acconci nackt und kniet auf dem Boden. Er versucht, eine Katze zu umschließen, indem er sich über diesen Körper, der viel kleiner als der seinige ist, beugt. Der Künstler läßt das Tier mehrmals entkommen bzw. stößt es weg - so geht die Katze hinter ihm rückwärts aus dem Becken heraus. Durch die Einführung des Bildes der Mutterschaft wird an die Rolle der Frau als Beschützerin erinnert. Die Handlung endet damit, daß Vito Acconci die Katze unter seinem Körper versteckt. Die Bewegungen seiner Schultern lassen darauf schließen, daß in diesem abgeschlossenen Raum ein Kampf stattfindet.
Dieser Film gehört zu einer Reihe von Kunstwerken, in denen der Künstler seine Handlung an einem anderen Subjekt ausprobiert und insbesondere die Problematik der Kontrolle über den anderen angesprochen wird. Ob es sich nun um die des Maskulinen über das Feminine oder die des Femininen bzw. Maskulinen über das Neutrum (das Tier und das Kind sind auch im Englischen Neutrum), handelt, hier wird die Handlung des Beschützens in ein dialektisches Verhältnis zum Konflikt gesetzt.

Thérèse Beyler